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Freitag, 22. Juli 2016

Ins Land der (be)unbegrenzten Möglichkeiten


Im Juli dieses Jahres fand ein erfreuliches Familienereignis in den USA statt, so dass sich unser deutscher Familienclan in den „Garden State“ New Jersey in die USA aufmachte, um dort die Hochzeit meines Neffen zu feiern.
Es war eine prächtige Hochzeit. Das was man in amerikanischen Filmen sieht, stimmt genau. Nur in echt ist es viel besser !! Es wäre Wert, darüber einen Bericht zu schreiben. Weiterhin auch unsere 2 maligen Besuche in New York oder gar der gemeinsame Auftritt meiner beiden Söhne, meines Neffen und dem alten Freund und Bandkollegen meines Schwagers aus deutschen Tagen. Auf einer Gartenparty spielte die Band meines Schwagers und die "boys from Germany" gaben einen kurzen Gastauftritt. Bräutigam Derek ist der Drummer der Band und Frank der Bassist. Aber das passt nun so gar nicht in den Blog für historisch Interessierte, Püppchenschieber und Modellbauer.




In erster Linie war unser Aufenthalt natürlich dem Zusammensein mit unserer amerikanischen Familie gewidmet.  Da wir – um unabhängig zu sein – 2 Autos  gemietet hatten, war der eine oder andere Ausflug möglich. Und wenn die Mädels unserer illustren Familiengruppe in den Malls bei Victoria´s Secret shoppen durften, war es doch nur gerecht, wenn ich auch das eine oder andere historische Plätzchen aufsuchen durfte….

In zunächst weiter Ferne war der Besuch Gettysburgs (das Schlachtfeld hatte ich 1992 zusammen mit meiner Frau schon einmal besucht). Immerhin ist Gettysburg 3,5-4 Autostunden vom Wohnort unserer Familie entfernt. Priorität hatte hier die Familie. Immerhin sehen wir uns etwa nur alle 2 – 3 Jahre. Aber zu guter Letzt klappte auch das.
Mein Augenmerk fiel zunächst auf die Gemeinde Morristown in der Nachbarschaft. Nebenher gesagt, hier ist unser allseits bekannte Star aus Game of Thrones Peter Hayden Dinklage (Tyrion Lennister) aufgewachsen.

Ab Oktober 1779 bezogen Teile der Continentaltruppen Washingtons bei „Jockey Hollow“ das Winterquartier. Washington selbst wohnte in Ford Mansion. Ein herrschaftliches Haus  in Morristown, das daraufhin als Hauptquartier diente. Jockey Hollow selbst war ein kleines Tal in der Nähe von Morristown. Auf den Hügeln wurden kleine Blockhütten als Soldaten- und Offiziersunterkünfte errichtet.

Selbstredend, dass so ein bedeutender Ort in den USA zum National Historical Park auserkoren wird.
Morristown
Das Hauptquartier Ford Mansion ist in einem fantastischen historischen Erhaltungszustand. Eine Innenbegehung fiel leider aus, da diese im Rahmen von Führungen gemacht werden. Auf die Führung hätten wir 2 Stunden warten müssen, das passte nicht in unseren Zeitplan.
Bild aus dem Gratisprospekt

Karte von Morristown



Angegliedert ist ein kleines Museum in einem Nachbargebäude, welches die Entstehung der Rebellion und deren Verlauf, sowie das Winterlager der Continentals beschreibt. Weiterhin wird auf die Lebensgewohnheiten, Einrichtungs- und Alltagsgegenstände der Menschen dieser Zeit eingegangen. Ich werde in diesem Bericht keine detaillierten Beschreibungen liefern, wie Ihr es von Andreas Kopp gewohnt seid. Leider müsst Ihr Euch mit dem Bildmaterial zufrieden geben.



Ford Mansion, Washingtons Hauptquartier in Morristown (Ansicht von hinten)

Ford Mansion, Washingtons Hauptquartier in Morristown (Ansicht von vorn)















Jockey Hollow...
....außerhalb von Morristown, ist eine schöne, hügelige Waldlandschaft. Viele Wanderwege führen durch das Tal und die Anhöhen. Selbstverständlich – wie wir es von National Historical Parks kennen – führen zahlreiche, wenn auch schmale Strassen, durch die Landschaft. Hier kann der Fußwegverweigernde amerikanische Durchschnittsbürger alle Punkte weitgehend mit dem Auto erreichen. An neuralgischen Punkten innerhalb des Geländes sind aus dem Auto gut lesbare Hinweisschilder aufgestellt.

Auf der Autorundtour sind Hinweistafeln aufgestellt







Ziel unserer Tour waren 3 Soldatenbaracken und eine Offiziersbaracke. Diese wurden als Repliken neu errichtet. Die Soldatenhütten verfügen über einen gemauerten Kamin und Schlafplätze für 12 Mann. Die Offiziershütten haben 2 getrennte Bereiche mit jeweils einer Feuerstelle und je 2 Schlafplätzen.





Original Feuerstelle einer der Hütten
Feuerstelle in einer der Hütten

Mannschaftshütte mit 6 Schlafplätzen, rechte Seite






Infos über Morristown und Jockey Hollow findet Ihr hier


Trip nach Gettysburg 

Wie eingangs erwähnt, gelang kurz vor Ende unseres Aufenthaltes noch ein Trip nach Gettysburg. Mein Schwager, sowie mein Neffe aus Deutschland, wollten ebenfalls dabei sein. Wir starteten morgens um 07.00, um gegen 10:30-11:00 auf dem Schlachtfeld zu sein. Mit kalkulierten 6-7 Stunden auf dem Schlachtfeld, um gegen 22:00 Uhr wieder zu Hause anzukommen. Der Zeitplan funktionierte. Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, wenn man Gettysburg „richtig“ erleben will, sollte man mindestens 2-3 Tage einplanen. Ich denke ich werde Andreas, Heiko und Ralf überreden, anstatt nach Frankreich einmal einen USA-Kurztrip zu machen ;.))




Da mein letzter Besuch 1992 in meiner Erinnerung schon recht verschwommen war, konnte ich Gettysburg als neues Erlebnis verbuchen, zumal sich dort in den Jahren sehr viel getan hat. Neben zahlreichen, neuen Besichtigungsstätten, wurden auch einige weitreichende Umgestaltungen vorgenommen. Insbesondere das Besucherzentrum um das Rundgemälde von Paul Philippoteaux (in Größe und Machart wie das Rundgemälde in Waterloo) wurde um ein Kino und ein modernes Museum erweitert. Auch die Präsentationstechnik innerhalb des Gemäldes wurde neu konzeptioniert und offenbarte ganz neue Betrachtungsdimensionen. Eine Technik, die ich mir in Waterloo auch wünschen würde.

Eigentlich wollten wir uns vor dem Gettysburgbesuch den Film von Ted Turner anschauen. Aber unsere „Familienevents“ an den Abenden vorher waren wichtiger. Daher musste ich mir überlegen, wie ich Schwager und Neffe das Ereignis näher bringen könnte. Hier schaute ich mal ins Internet und habe dann folgende Startpunkte festgelegt:

Zunächst durchfuhren wir die Stadt Gettysburg, die in einigen Straßenzügen originale Häuser aus der Zeit der Schlacht hat. Die Anmutung – jedenfalls wenn man sich die zahlreichen Strom- und Telefonlabel wegdenkt – ist schon so, dass man sich vorstellen kann, wie dieses Städtchen wohl einmal aussah.






Als Erstes statteten wir dem Gettysburg Museum of History einen Besuch ab. Der Name ist größer als das Museum. Das konnte ich aber schon im Internet nachlesen, allerdings hatte die Location gute Kritiken. Es handelt sich hier um ein historisches Haus im Stadtkern von Gettysburg, welches als Privatmuseum von einem Militariahändler betrieben wird. Es ist im Style Sammelsoriummuseum“, so wie es auch einige in der Normandie gibt, gehalten. Koppi wird wissen was ich meine. Der Eintritt in das Museum war frei. Anzumerken ist, das die Museen im Einzelnen recht moderate Preise haben. In der Summe läppert sich aber die Eintrittsgebühr, wenn man alles mitnimmt.

Aber ich dachte mir, ein Einstieg in Artefakte des Bürgerkrieges ist nicht schlecht. Von aussen sah man es dem „Museum“ nicht an, aber es entpuppte sich im Inneren als wahre Fundgrube. Der Augenorgasmus war vorprogrammiert.































Geflasht war ich persönlich von der grandiosen WW2 und WW1 Sammlung, die ja nun rein gar nichts mit Gettysburg zu tun hat. Insbesondere der Gedächtnisraum um Major Dick Winters und St. Mère Église. Die Artefakte von Mj. Winters sollen alle Original sein. Ein angeblicher Originalanzug von John F. Kennedy im Kennedygedächtnisraum wird gezeigt, sowie ein Fetzen des Ledersitzbezuges des Autos, in dem Kennedy erschossen wurde. Mit Blutflecken !! Als mich mein Neffe in einem anderen Raum auf eine Haarlocke von Napoleon hinwies, dachte ich so bei mir „ja ne, is klar“.

Die übermäßig Swastika belasteten Bilder hab ich mal weggelassen, wie z.B. riesige Standarten usw. Die könnt Ihr Euch ja auf der Homepage ansehen.













Auch ein Artefact aus Apokalypse Now war vertreten


Kennedy Raum



Winters Raum












Ich hatte noch eine kurze Unterhaltung mit dem Museumsbesitzer und sprach meine Bewunderung für die Umfangreiche WW2 Sammlung aus. Und da fiel es mir auch prompt wieder ein. Gettysburg ist die Partnerstadt von St. Mère Èglise in der Normandy. Das er gute Kontakte zum Airborne-Museum hat und viele Exponate besorgte, klang glaubhaft.




Nun denn, es war ein interessanter und kurzweiliger Besuch im Gettysburg Museum of History. Wer Artefakte aus dem Bürgerkrieg oder dem 2. Weltkrieg benötigt, kann die Seite besuchen.

https://www.gettysburgmuseumofhistory.com/

Ich konnte nicht widerstehen und habe mir einige Minié-Projektile zugelegt.



Um einen Überblick zur Schlacht von Gettysburg zu erhalten, dachte ich mir, der Besuch des größten in der USA ausgestellten Dioramas in Gettysburg wäre hilfreich. Wie kann man den Verlauf einer Schlacht besser darstellen, als mit kleinen Püppchen. Aber wem sage ich das, Ihr kennt das ja…..
Das Diorama ist gut gemacht, durchweg mit 1:72 Airfix-Figuren. Die Gebäude sind Scratchbuilds aus dem Eisenbahnzubehör. Oftmals nicht ganz scale, aber für die Anschauung ausreichend. Die Topgrafie ist gut wiedergegeben, was sich insbesondere bei der erwähnenswerten Spotlightshow bemerkbar macht. Klar, wie so oft, auch hier musste die Dioramenfläche etwas geschrumpft werden. Eine Präsentation auf der Leinwand hinter dem Diorama rundet die Lightshow in der Kombination ab. Vor dem Rundgang um das Diorama, kann der Besucher auf einer Tribüne Platz nehmen. Der Raum wird abgedunkelt und dann beginnt die Show. In Zusammenwirken mit der Leinwand und den Spots ist der Ablauf der Schlacht und die einzelnen Ereignisse gut erklärt. Neben dem Hauptdiorama zeigte die Ausstellung noch weitere Dioramenvitrinen in verschiedenen Maßstäben bis 1:32. Exponate und Bilder wurden ebenfalls ausgestellt. Im Gebäudekomplex des Dioramas gab es noch weitere Ausstellungen, die wir aber unserer knappen Zeit wegen auslassen mussten.


http://www.gettysburgdiorama.com/
















































Zur Stärkung ging es in eine typische Burgerbude gegenüber des Dioramas.


Nach dem Besuch der Dioramenshow machten wir auf den schmalen Strassen der „Car Tour“ eine kleine Rundtour mit dem Auto. Da die Strassen alle als oneways ausgelegt sind, kann man sich gut fortbewegen und an beliebiger Stelle anhalten und aussteigen. Allerdings war hier schon der Zeitfaktor eine Daumenschraube, der wir uns fügen mussten. Daher bewegten wir uns im Inneren des Schlachtfeldes. Etwa in dem Bereich zwischen Little Round Top und Cemetary Ridge. Eine guter Übersichtpunkt ist das Pennsylvania State Memorial, das man besteigen kann. Von hier bietet sich ein grandioser Blick über das gesamte Schlachtfeld in alle Richtungen.





Codori Farm






































































Codori Farm aus der Ferne












Hört Ihr den Ruf "B.a.j.o.n.e.t.t.e" ...















Herrlicher Blick aus der Felsformation von Little Round Top in die Ebene





































Blick Richtung Emmitsburg Road. Pickett kommt ....




















Das Schlachtfeld ist übersät mit Monumenten. Diese hier jetzt im einzelnen zu erwähnen und meinen zahlreichen Bildern (von denen ich auch nur einen Bruchteil zeige) zuzuordnen, ist jetzt zu umfangreich. In diesem Link findet Ihr eine Liste aller Monumente


Nach der Tour auf dem Schlachtfeld besuchten wir das Visitor Center. Dieses besteht aus dem ursprünglichen Bau mit dem Rundgemälde, welches um zahlreiche Anbauten erweitert wurde. Hier erwartete uns die Kinovorführung, die sich mit dem Beginn und Verlauf des Bürgerkrieges befasste und schließlich die Überleitung zur Schlacht von Gettysburg fand.






http://www.gettysburgfoundation.org/10

Der nächste Punkt des Besuches war schließlich das Rundgemälde. Aufwendig restauriert und in brillanten Farben. Die Ton- und Lichtschow machte den Besuch zu einem Erlebnis.



















Letzter Punkt war das Museum. Ein guter Mix aus Infotafeln, Multimedia-Flachbildschirmen - die interaktiv genutzt werden konnten – und Originalexponaten. Die Ursachen des Bürgerkriegs, das Leben der Soldaten, Versorgungs- und Sanitätswesen, Kriegsführung und Technik wurden umfassend und informativ nahe gebracht. Aber auch hier, die Zeit im Nacken ….




























































In den Sommermonaten wird einiges an Veranstaltungen geboten. Eine ausführliche Eventbroschüre gibt Auskunft.



Danke an Schwager Hele und Neffe Rene. Es hat Spaß gemacht, mit Euch diesen Trip zu unternehmen. Und wohin geht es nächstes Mal ?

Danke auch noch mal an Koppi. Der Erwerb der museumstauglichen Kamera war Gold wert ....
BTW.: die macht auch geniale Party, Sauf- und Fressbilder ;-))